Online-Umfrage: Verschriftlichung des Ezidentums?

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Pressemitteilung der GEA zur aktuellen Situation der Eziden in Shingal (Sindschar/Nordirak)

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Aktuelles

Brief an den Präsidenten Masud Barzani

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Brief_Präsident Masud Barzani_ Ezidische Gemeinden und Organisationen_26.09.2016
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Was ist die GEA? Was macht GEA?

Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen (GEA)

 

Die Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen e. V. (abgekürzt GEA, kurdisch Civaka Akadêmîkarên Êzîdîyan) ist ein seit dem 13.05.2013 beim Amtsgericht Essen eingetragener Verein. Die GEA ist eine parteipolitisch unabhängige Organisation, die sich der wissenschaftlichen Erforschung der ezidischen Religion, Kultur und Historie sowie der aktuellen gesellschaftspolitischen Situation der Eziden in Kurdistan und der europäischen Diaspora widmet. Der gemeinnützige Verein hat seinen Sitz in Essen.

 

1. Geschichte

Die GEA wurde während einer konstituierenden Sitzung am 17.11.2012 in Essen gegründet. Zuvor engagierten sich die Gründungsmitglieder im Rahmen eines nicht eingetragenen Vereins. Die GEA versteht sich als ein unabhängiges Forum für alle ezidischen AkademikerInnen und Studierende in Deutschland und der übrigen Welt. Die GEA hat seit ihrem Bestehen wissenschaftliche Fachkongresse veranstaltet und durch ihre Mitglieder vielfach Vorträge über die ezidische Religion und Gemeinschaft gehalten. Die GEA hat nach dem am 03.08.2014 vom sogenannten Islamischen Staat (IS) begonnenen Völkermord an den Eziden im Nordirak zahlreiche Hilfsprojekte zur Unterstützung von ezidischen Flüchtlingen initiiert oder unterstützt.

 

2. Namensgebung

Die GEA hat bei ihrer Namensgebung auf die im deutschsprachigen Raum verbreitete Schreibweise „Yeziden“ bzw. neuerdings „Jesiden“ verzichtet und stattdessen die von der überwiegenden Mehrheit der Eziden gebrauchte Schreibweise gewählt, weil diese sich an der kurdischen Selbstbezeichnung orientiert („Êzîdî“, „Ezda“ oder „Ezdayî“; „Ezda“ bedeutet im Kurdischen: „Der, der mich erschaffen hat“). Die GEA wendet sich damit auch bewusst gegen den teilweise bis heute bestehenden Irrglauben, dass die Eziden Verehrer oder Anhänger des umayyadischen Kalifen Yazid ibn Mu’awiya (644-683 n. Chr.) seien. Da dieser bei Schiiten verhasst ist und auch bei Sunniten einen schlechten Leumund genießt, wurde die angebliche Verehrung Yazids durch die Eziden in der Vergangenheit vielfach als Grund angeführt, um Strafexpeditionen und Repressionen gegen diese zu legitimieren. Es gibt jedoch weder in den historisch überlieferten schriftlichen Quellen noch in den auf oraler Tradition basierenden religiösen Texten der Eziden (qewls) stichhaltige Beweise für eine Verbindung zwischen den Eziden und dem Umayyaden-Kalifen. Der damit einhergehende Versuch, die Eziden als Spielart oder Sekte des Islam zu etikettieren, muss daher entschieden zurückgewiesen werden.

 

3. Ziele

Ein zentrales satzungsmäßiges Ziel des Vereins ist die grenzüberschreitende und interdisziplinäre wissenschaftliche Zusammenarbeit. Diesem Zweck dient die Erforschung des Ezidentums mit seinen Bezügen zur Religionswissenschaft, Ethnologie, Soziologie sowie Kultur- und Geistesgeschichte. Von besonderer Bedeutung sind für die GEA ferner die Förderung der interkulturellen Verständigung, der Menschenrechte, der Frauen- und Jugendarbeit sowie die Pflege der ezidischen Kultur und des ezidischen Glaubens[1].

 

4. Aktivitäten

 

4.1 Wissenschaftliche Konferenzen

In der Zeit vom 23. bis 24.06.2012 veranstaltete die GEA – als noch nicht eingetragener Verein – ihre erste internationale Konferenz mit dem Leitthema „Eziden in der Diaspora: Herausforderungen und Perspektiven“ im Neuen Rathaus in Bielefeld. Die Konferenz, an der namhafte Forscher aus dem In- und Ausland teilnahmen, beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit Fragen der politischen Situation der Eziden in deren Herkunftsstaaten sowie den Transformationsprozessen in der Diaspora.

 

Vom 04. bis 05.10.2014 veranstaltete die GEA mit der Unterstützung der Stadt Bielefeld sowie der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ihre zweite internationale Konferenz unter dem Titel „Eziden und das Ezidentum im Transformationsprozess: gestern, heute, morgen“[2]. Die Fachtagung beschäftigte sich v.a. mit den religionshistorischen Wurzeln der ezidischen Religion, den Transformationsprozessen in der Diaspora sowie mit den politischen, humanitären und ökonomischen Folgen des vom IS verübten Völkermords an den Eziden im Nordirak seit dem 03.08.2014[3]. Auf der Konferenz wurden GEA-Ehrenpreise an den ehemaligen nordrhein-westfälischen Innenminister Dr. Herbert Schnoor sowie posthum an den Religionswissenschaftler und Orientalisten Prof. Dr. Dr. Gernot Wießner verliehen. Mit den GEA-Ehrenpreisen werden Persönlichkeiten gewürdigt, die sich in besonders herausragender Weise um das Ezidentum und die Eziden verdient gemacht haben.

 

4.2 Forschungstätigkeit und Öffentlichkeitsarbeit

Der derzeitige Vorsitzende der GEA und Forschungsleiter der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universität Duisburg-Essen, PD Dr. Sefik Tagay, hat zusammen mit einer internationalen Wissenschaftsgruppe das „Ezidische Identitäts-Inventar (EZI)“[4]entwickelt. Mit dem EZI liegt erstmals und weltweit ein Verfahren zur mehrdimensionalen Messung der ezidischen Identität vor. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes wird untersucht, wie Identität, Migration und Gesundheit zusammenhängen.

 

Auf Anfragen von diversen Stellen wie Universitäten, politischen Parteien[5], wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Kirchen[6][7], Vereinen[8][9]und Kommunen[10]haben GEA-Mitglieder seit Gründung der Gesellschaft zahlreiche Vorträge über die ezidische Religion und Gemeinschaft gehalten. Mit diesen Vorträgen wurde ein wichtiger Beitrag dazu geleistet, fundiert und kompetent über die Eziden und ihre Religion aufzuklären und etwaige Vorurteile auszuräumen. Die GEA ist daher vielfach erster Ansprechpartner für Wissenschaft, Medien[11][12]und Politik beim Thema Ezidentum.

 

4.3 Humanitärer Einsatz

Seit dem Völkermord an den Eziden im Nordirak hat sich die GEA an zahlreichen Hilfsprojekten beteiligt oder diese selbst geleitet. So wurden etwa im Oktober 2014 in Kooperation mit dem Medikamenten-Hilfswerk „action medeor“ viereinhalb Tonnen Medikamente im Wert von mindestens 500.000,00 EUR an die Flüchtlinge im Nordirak verschickt[13]. Im Jahreswechsel 2014/2015 erfolgte eine durch die GEA und die deutsch-kurdische Hilfsorganisation „Sarmasik Efeu“ initiierte Lieferung hochwertiger Babynahrung im Wert von 50.000,00 EUR für Flüchtlingsbabys aus Shingal und Kobane[14][15].

 

5. Weblinks

- Website der GEA: http://www.gea-ev.net/

- Facebook-Seite der GEA: https://www.facebook.com/gea.ev

 

 

 

 



[2]http://www.westfalen-blatt.de/OWL/Lokales/Bielefeld/Bielefeld/1749163-Internationales-Akademikertreffen-in-Bielefeld-Jesiden-ringen-um-Anerkennung

[3] Vgl. das Programmheft sowie die Abschlussbesprechung der Konferenz unter http://www.gea-ev.net/wissenschaft-forschung/gea-konferenz/

[5]http://www.spdessen.de/meldungen/28429/183013/Zusammenleben-in-Essen-Die-Eziden-und-das-Ezidentum.html

[6] http://www.wn.de/Muensterland/Kreis-Steinfurt/Altenberge/1734725-Veranstaltung-im-Saal-Bornemann-Gegen-Verfolgung-und-Rassismus

[7]http://kirchensite.de/aktuelles/bistum-aktuell/bistum-aktuell-news/datum/2014/09/17/christen-und-jesiden-beten-gemeinsam-fuer-verfolgte/?type=98&cHash=2bb3b89c5b

[9]http://www.giessener-allgemeine.de/Home/Kreis/Staedte-und-Gemeinden/Lollar/Artikel,-Jesiden-in-Lollar-finden-Worte-fuer-Grausamkeiten-_arid,553021_regid,1_puid,1_pageid,42.html

[10] Vgl. etwa http://www.westfalen-blatt.de/OWL/Lokales/Kreis-Herford/Loehne/1964884-Jesidischer-Glaube-ist-Thema-beim-Willkommensabend-fuer-die-neuen-Eigentuemer-von-Schloss-Ulenburg-Dialog-traegt-zum-Abbau-von-Vorurteilen-bei

[11]http://www.focus.de/wissen/mensch/religion/der-islamische-staat-moechte-sie-vernichten-voelkermord-durch-is-gottesfuerchtige-jesiden-als-teufelsanbeter-hingemetzelt_id_4061883.html

[12]http://www.tagesschau.de/ausland/is-geiseln-101.html

[15]http://eziden-wesel.de/2015/02/05/halis-erkis-und-emin-oezden-mitglieder-der-gesellschaft-ezidischer-akademiker-haben-einen-hilfstransport-fuer-die-fluechtlinge-vor-dem-is-terror-organisiert/

 

Hilfe für Kriegskinder im Nordirak

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Spendenaktion: Hilfe Kriegskinder im Nordirak

Durch Terrorangriffe des Islamischen Staates (IS) im Nahen Osten sind aktuell über 1,9 Mio. Menschen im Irak auf der Flucht! Religiöse und ethnische Minderheiten wie Kurden, aber besonders Eziden und Christen, die nicht in das menschenverachtende und radikale Weltbild des IS passen, werden kaltblütig gefoltert und ermordet. Frauen und Kinder werden versklavt und vergewaltigt. Schlimme Verbrechen gegen die Menschlichkeit werden verübt!

Unzählige Camps und Flüchtlingslager sind im kurdischen Autonomiegebiet im Nordirak entstanden. Den Flüchtlingen dort fehlt es in den Wintermonaten vor allem an Nahrung, Decken und warmer Kleidung!

 

 Wir, die Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen (GEA), sehen es als unsere Pflicht, diesen Menschen in diesen bitteren Stunden zu helfen und bereiten einen großen Hilfstransport mit hochwertiger Babynahrung

 

vor, der im Dezember 2014 in den Nordirak geschickt werden soll. Bestandteil des Transports ist lebenswichtige Nahrung, wie Milchpulver sowie Gemüse- und Früchtebrei zum Erwärmen. Als gemeinnütziger Verein sind wir auf Spenden angewiesen. Helfen Sie bitte den ganz Kleinen unter uns, die es am nötigsten haben und am stärksten betroffen sind! Jede Spende hilft! Alle Spendengelder kommen den Kindern unmittelbar zugute. Spendenquittungen können selbstver

ständlich ausgestellt werden.

 

Unser Spendenkonto:

Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen e.V. (GEA)

Stichwort: Babynahrung f. Nordirak-Flüchtlinge

Sparkasse Essen

IBAN: DE43 3605 0105 0004 4019 49

BIC: SPESDE3EXXX

 

Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen (GEA)
Essen, den 16.11.14
http://www.gea-ev.net/
info@gea-ev.net

 

 

 

 

 

 

Pressemitteilung Europäisches Parlament am 04.11.14

Pressemitteilung der ezidischen Vereine und Gemeinden in Deutschland

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Pressemitteilung der ezidischen Vereine und Gemeinden in Deutschland

 

 

 

Seit dem 03.08.2014 ist die Welt Zeuge eines Völkermords an den Eziden. Die IS-Terroristen konnten im Handstreich und ohne wirkliche Gegenwähr der kurdischen und irakischen Streitkräfte die Region Shingal (Sindjar) einnehmen. Mit ursprünglich 450 000 hier lebenden Eziden befindet  sich in Shingal das Hauptsiedlungsgebiet der monotheistischen Religionsgemeinschaft, die mehr als 4000 Jahre alt ist und weltweit eine Million Angehörige zählt.  Die in den letzten Wochen begangenen unfassbaren Gräueltaten der IS-Terroristen umfassen u.a.:

 

 

 

Tausende Tote und Schwerverletzte, Tausende Vergewaltigungen, Zwangsislamisierung und Versklavung, Massenerschießungen, zerstörte Dörfer und Heiligtümer, hundertausende Flüchtlinge ohne Versorgung und eine komplett traumatisierte Gesellschaft. Erst nach dem militärischen Einsatz der USA und ihren Verbündeten konnte die endlich herbeigesehnte Wende erfolgen. Seitdem sind Zehntausende befreit. Die Situation ist dennoch sehr dramatisch und ungewiss. Weiterhin besetzten die IS-Terroristen 90% des Hauptsiedlungsgebietes der Eziden. Die USA haben mehrfach betont, dass die Verdrängung der IS-Terrorristen noch lange dauern kann. Umso wichtiger ist es, dass die kurdischen und ezidischen Kämpfer mit Waffen ausgerüstet werden.

 

 

 

Unser dringender Appell und unsere Erwartungen als ezidische Institutionen, Vereine und Gemeinden in Deutschland zu Sofort- und Sicherheitsmaßnahmen durch die Europäische Union bzw. mit Unterstützung der Europäischen Union durch die Weltgemeinschaft sind folgende:

 

 

 

Humanitäre Hilfe vor Ort

 

Die Lage der Flüchtlinge ist katastrophal. Die Flüchtlinge brauchen dringend Nahrungsmittel, Wasser, Medikamente, Kleidung und Unterbringungsmöglichkeiten. Wir danken der Staatengemeinschaften für bereits erbrachte Soforthilfemaßnahmen und bitten sie eindringlich, diese zu erhöhen und die Unterstützung der Weltgemeinschaft zu mobilisieren. Der Winter steht vor der Tür, Hundertausende Flüchtlinge leben ohne jeden Schutz auf den Straßen. Die Situation in den Flüchtlingskamps ist sehr dramatisch. Unsere Glaubensschwestern und -brüder berichten uns tagtäglich, dass die Hilfeleistungen bei ihnen nicht ankommen.

 

 

 

Errichtung einer Schutzzone

 

Die fast ungehinderten Verbrechen gegen die Menschlichkeit an den Minderheiten zeigen, dass im Irak der Minderheitenschutz für Eziden, Christen und andere ethnisch-religiöse Minderheiten noch längst nicht ausreichend ist. Durch die schnellstmögliche Errichtung einer Schutzzone im Irak gilt es zu verhindern, dass die Jahrtausend alte Religion der Eziden und die der Christen einem jähen gewaltsamen Ende zugeführt wird. Sollte die Terrororganisation IS ihren mörderischen Siegeszug fortsetzen, ist mit verheerenden Folgen für die gesamte Region des Nahen und Mittleren Ostens zu rechnen. Die internationale Weltgemeinschaft trägt eine Schutzverantwortung für die Eziden, Christen und weitere ethnisch-religiöse Minderheiten, da diese passive Opfer des Konfliktes zwischen Sunniten und Schiiten darstellen. Wenn ein Staat seine Minderheiten nicht mehr schützen kann, wie dies seit Jahren im Irak der Fall ist, dann haben diese einen Recht auf Minderheitenschutz gemäß der UNO Charta. Wir bitten die Europäische Union eindringlich darum, in dieser Sache auf die Weltgemeinschaft einzuwirken.

 

 

 

Waffenlieferung an Kurden

 

Die Bundesrepublik Deutschland und weitere Länder haben in den letzten Wochen der kurdischen Regionalregierung Waffen zum Kampf gegen die IS-Terroristen geliefert. Grundsätzlich begrüßen wir jede Anstrengung zur Stabilisierung der kurdischen Gebiete. Dies kann und soll durchaus auch Waffenlieferungen beinhalten. Allerdings hat die Erfahrung gezeigt, dass es um die Rechte und den Schutz der religiösen und ethnischen Minderheiten dort schlecht bestellt ist.

 

 

 

Ein Schutz durch die Autonome Region Kurdistan, den diese versprochen hatte als es die Bewaffnung der Eziden ablehnte, hat es nie wirklich gegeben. Dies wurde besonders durch die Attacken der IS deutlich. Statt die Eziden und die anderen bedrohten Minderheiten zu beschützen, zogen sich die Pesmerga Einheiten in sicheres Gelände zurück und haben so die schrecklichen Verbrechen in diesem Ausmaß erst ermöglicht.

 

 

 

Deshalb müssen Waffenlieferungen an die kurdische Regionalregierung mit Sicherheitsgarantien verbunden werden. Hierbei geht es nicht um Absichtserklärungen, sondern verbindliche Vereinbarungen:

 

  • Dies gilt jetzt für den Schutz aller Flüchtlinge, sowie aller Verbliebenen, sowie die Gewährung von politischen Rechten für die Minderheiten Eziden, Christen, Kakai, Shabak, Mandäer, Turkmenen, etc.

  • Die Zusammenarbeit mit den im Shingal-Gebirge ausharrenden ezidischen

    Verteidigungseinheiten muss intensiviert und besser koordiniert werden.

  • Die ezidischen Verteidigungseinheiten müssen ebenfalls mit Waffen unterstützt werden. Im Shingal-Gebirge sind rund 10000 Eziden von den IS-Terroristen eingekesselt. Das Schlimmste ist zu befürchten; ein Massaker an der ezidischen Bevölkerung steht bevor, wenn die Weltgemeinschaft nicht energisch und geschlossen gegen die IS-Terroristen vorgeht.

  • Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG und PKK haben Tausenden Eziden das Leben gerettet. Seit Beginn des Völkermords an den Eziden kämpfen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten für den Schutz der Eziden. Diese sind schlecht ausgerüstet und müssen ebenfalls mit Waffen unterstützt und ausgerüstet werden.

  • Wir appellieren an die Europäische Union politisch auf die türkische Regierung einzuwirken, damit der Demokratieprozess zwischen Kurden und der Türkei vorankommt und dass sich die Türkei im Kampf gegen die IS stärker als bisher engagiert.

  • Derzeitige Hilfsgüter-Lieferungen dürfen in keiner Weise behindert werden.

 

 

 

Aufnahme von Flüchtlingen und ezidischen Waisenkindern

 

Wir appellieren an die Europäische Union, den Schutzbedarf ezidischer Flüchtlinge aus dem Irak und Syrien großzügig anzuerkennen. Insbesondere sollen ezidische Waisenkinder schnell und unbürokratisch die Möglichkeit bekommen, in Europa von ezidischen Familien adoptiert zu werden. Allein in Deutschland leben rund 100 000 Eziden. Tausende ezidische Familien möchten ezidische Kinder aufnehmen und adoptieren.

 

 

 

Wiederaufbau der Region

 

Wir appellieren an die Europäische Union gemeinsam mit der Irakischen Regierung und der Autonomen Region Kurdistan ein Wirtschaftswiederaufnahmeprogramm für die Region zu installieren, damit die Grundlagen für eine dauerhafte Stabilität und Demokratisierung der Region geschaffen werden. Die Menschen im Irak sind dringend auf Hilfe der Weltgemeinschaft angewiesen und brauchen eine Zukunftsperspektive.

 

 

 

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

 

 

Ezidische Gemeinden und Vereine in Deutschland vertreten durch:

 

PD Dr. Sefik Tagay (Vorsitzender der Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen, GEA)

 

Ali Atalan (Ko-Vorsitzender der Föderation Ezidischer Vereine, FKE)

 

Irfan Ortac (Vorsitzender der Christlich-Ezidischen Gesellschaft, CEG)

 

Aslan Kizilhan (Sprecher der Initiative Autonomie für Shingal, IAS)

 

 

 

Brüssel, den 04.11.2014

 

2. GEA Konferenz 2014: Bericht

2. Internationale GEA Konferenz vom 04.-05.10.2014 in Bielefeld

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Resümee zur 2. Internationalen Konferenz der Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen am 04. und 05.10.2014 im Neuen Rathaus in Bielefeld

 

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

 

 

die 2. Internationale Konferenz der Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen (GEA) am 04. und 05.10.2014 im Neuen Rathaus in Bielefeld war ein großer Erfolg. Über 500 interessierte Teilnehmer, renommierte Wissenschaftler aus dem In- und Ausland mit spannenden Vorträgen zu nahezu allen Forschungsdisziplinen, eine reibungslose Simultanübersetzung in die deutsche und kurdische Sprache sowie ein makelloser organisatorischer Ablauf haben aus der weltweit größten wissenschaftlichen Konferenz der GEA eine rundum gelungene Veranstaltung gemacht, die nicht zuletzt auch bei der anwesenden Presse positiven Anklang fand.

 

 

 

Doch die Vorzeichen, unter denen die Konferenz stattfand, konnten bedrückender und erschütternder kaum sein. Denn die Weltöffentlichkeit ist seit dem 03.08.2014 Zeuge eines systematischen Völkermordes, der an den im Nordirak im Shingal-Gebiet beheimateten Eziden verübt wird. Auch wir Eziden in der Diaspora waren und sind tief betroffen angesichts des jede Zivilisationsgrenze überschreitenden Terrors des Islamischen Staates, dessen Opfer unsere Schwestern und Brüder, aber auch Angehörige anderer ethnisch-religiöser Minderheiten im Nordirak und in Syrien geworden sind.

 

 

 

Angesichts der menschlichen Tragödie und humanitären Katastrophe im Nordirak standen wir vor der schwierig zu beantwortenden Frage, ob die rein wissenschaftlich ausgerichtete Eziden-Konferenz überhaupt stattfinden sollte oder ob es nicht drängendere Probleme gebe, derer man sich annehmen müsse. Wir haben uns einstimmig und resolut für die Durchführung der Konferenz entschieden und der Verlauf und das Ergebnis der Tagung haben gezeigt, dass dies die einzig richtige Entscheidung gewesen ist. Denn gerade jetzt, in Zeiten, in denen die ezidische Religion und Religionsgemeinschaft im Fokus der Öffentlichkeit stehen, müssen Eziden in aller Welt daran mitwirken, über sich, ihre Religion und Kultur fortwährend aufzuklären. Denn noch immer beherrschen in vielen Teilen der Welt Stereotype und Klischees das Bild vom Ezidentum und ihrer Glaubensanhänger, die einem gemeinsamen Miteinander entgegenstehen. Die Durchführung der Konferenz war aber auch deshalb von essentieller Bedeutung, weil die ezidischen Opfer des Terrors, ihre Angehörigen und die Hunderttausende heimatlos gewordenen Flüchtlinge eine Stimme erhalten mussten und müssen. Vor diesem Hintergrund konnte die rein wissenschaftliche Ausrichtung der Konferenz keinen Bestand mehr haben. Die GEA hatte daher beschlossen, das Programm, v.a. am zweiten Tag der Konferenz, zu ändern und der aktuellen politischen Lage im Nordirak und in Syrien einen breiteren Raum zu widmen.

 

 

 

Die politische Lage der Eziden war auch Gegenstand der Begrüßungsansprachen, die Herr PD Dr. Sefik Tagay als Vorsitzender der GEA, Herr Tilman Zülch in seiner Funktion als Präsident der Gesellschaft für bedrohte Völker, FrauKarinSchrader, die Bürgermeisterin der Stadt Bielefeld sowie HerrThorsten Klute als Staatsekretär im nordrhein-westfälischen Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales am 04.10.2014 vor Beginn der einzelnen Symposien gehalten haben.

 

 

 

Die anschließende Vergabe der diesjährigen Ehrenpreise der GEA an den ehemaligen nordrhein-westfälischen Innenminister Dr. Herbert Schnoor sowie an den leider viel zu früh verstorbenen Religionswissenschaftler und Orientalisten Prof. Dr. Dr. GernotWießner haben sehr viele Konferenzteilnehmer emotional berührt. Einer der Schlüsselmomente der Konferenz dürfte sicherlich die Entgegennahme des Ehrenpreises für Prof. Wießner durch dessen Witwe, Frau Irina Wießner, gewesen sein.

 

 

 

Frau Wießner erklärte, dass ihr Ehemann sich vor dreißig Jahren überhaupt nicht hätte vorstellen können, dass ihm einmal ein solcher Preis von einem ezidischen Akademikerverein überreicht werden würde und dass er jedenfalls glücklich und stolz gewesen wäre, wenn er den Preis selbst hätte entgegennehmen können. Damit hat Frau Wießner im Grunde auch das übergeordnete Thema der 2. Internationalen Konferenz der GEA angesprochen, nämlich die Folgen der Transformationsprozesse, die die ezidische Religion und Religionsgemeinschaft in der europäischen Diaspora seit etwa 40 Jahren durchlaufen. Diese Transformationsprozesse dokumentieren zum einen den gewaltigen sozialen Aufstieg der Eziden, der ohne den in Europa bestehenden Minderheitenschutz und ohne staatlich garantierte Religionsfreiheit – in der Geschichte der Eziden ein einmaliges Privileg – nicht möglich gewesen wäre und der auch das Motto der Konferenz versinnbildlicht, nämlich die Schaffung eines „neuen ezidischen Bewusstseins“. Die in der Diaspora, aber auch in Kurdistan zu beobachtenden Transformationsprozesse manifestieren sich aber auch in einem Wandel religiöser Praktiken und Traditionen, einer Infragestellung überkommener Werte und infolgedessen einer Herausbildung eines neuen religiös-kulturellen Selbstverständnisses und einer neuen ezidischen Identität.

 

 

 

Deutlich wurden die Folgen dieser Transformationsprozesse bereits im Rahmen des ersten Symposiums mit dem Thema „Das Ezidentum – Geschichte, Mythologie und Glauben“. Obwohl die Referenten des Symposiums, Prof. Dr. Philip G. Kreyenbroek und Herr Lauffrey Nabo, in der religionshistorischen Verortung der Wurzeln des Ezidentums durchaus unterschiedliche Akzente setzten, haben sie doch – jeder für sich – interessante Thesen vorgestellt, die durchaus noch Raum lassen für weitere Forschungen dieser Art, auch wenn Prof. Dr. Kreyenbroek für viele Teilnehmer fundiert, plausibel und unmissverständlich dargelegt haben dürfte, dass die Eziden jedenfalls keine Zarathustrier sind. Die anschließende Diskussion in diesem ersten Symposium hat gezeigt, dass in der ezidischen Religionsgemeinschaft in der Diaspora das fortwährende Bedürfnis besteht, sich seiner eigenen Geschichte bewusst zu werden und die noch ungeklärten Fragen der Ursprünge der eigenen Religion zu ergründen. Dazu kann und muss die Wissenschaft ihren Beitrag leisten. Auf die Anmerkung eines Konferenzteilnehmers, dass angesichts des gegenwärtigen Völkermords an den Eziden und anderer ethnisch-religiöser Minderheiten im Nordirak und Syrien die Frage dahingestellt bleiben könne, ob die ezidische Religion nun 4000 Jahre oder noch älter sei, hat Prof. Dr. Kreyenbroek zu Recht entgegnet, dass ein solcher Einwand in der Wissenschaft keinen Bestand haben könne. Denn die Erforschung der ezidischen Religion käme nicht nur zum Erliegen, sondern falsche Annahmen über die Religion könnten weiterhin Bestand haben. Exemplarisch verwies Prof. Dr. Kreyenbroek dabei auf die Geschichte der Ezidenforschung selbst, die bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts von der eigentümlichen Hypothese geprägt war, dass Eziden – anders als die abrahamitischen Religionen – keine Bücher, d.h. schriftlich fixierten religiösen Texte und auch sonst keine Kenntnisse über ihre eigene Religion besäßen und daher für die Wissenschaft uninteressant seien. Dies hatte auch in fataler Weise zur Folge, dass die Eziden über viele Jahrzehnte in der wissenschaftlichen Forschung als islamische oder als synkretistische Sekte apostrophiert wurden und kaum Gegenstand ernstzunehmender Forschungsprojekte waren.

 

 

 

Die Wende erfolgte erst als die Eziden damit begannen, ihre religiösen heiligen Texte zu verschriftlichen und dadurch den Weg für eine systematische Erforschung des Ezidentums ebneten. So bedeutsam auch die humanitäre und militärische Hilfe für die Minderheiten im Nordirak ist, so wichtig ist es auch, die Forschung weiter zu betreiben. Dass beides geht, dürfte nicht zuletzt auch die GEA durch ihre akademische und politische Arbeit der letzten Monate bewiesen haben.

 

 

 

Im Rahmen des zweiten Symposiums mit dem Thema „Kollektive Traumata und kollektives Gedächtnis“ gingen Prof. Dr. Mihran Dabag sowie Prof. Dr. Dr. Ilhan Kizilhan vertieft der Frage nach, von welchen Parametern die Herausbildung einer Identität in der Diaspora abhängt.

 

 

 

Den aktuellen politischen Entwicklungen im Nordirak Rechnung tragend, erläuterte Prof. Dr. Dr. Kizilhan eingehend auch die Geschichte der Eziden in der Zeit des Osmanischen Reiches, insbesondere die jahrhundertelange Entrechtung, Zwangsislamisierung und Vernichtungsversuche von osmanischer, aber auch kurdisch-muslimischer Seite.

 

 

 

Die schonungslose Offenlegung dieser Geschichte – darin waren sich beide Referenten einig – sei erforderlich, damit eine „Vergebung“ als erster Schritt hin zu einer Verständigung überhaupt gelingen könne.

 

Prof. Dr. Dabag betonte auch, dass die Lebensverhältnisse von der tradierten Geschichte und Gegenwart bestimmt werden. Bei den Eziden gebe es ein inneres Ordnungswissen, das von Generation zu Generation übertragen werde.

 

 

 

Im Rahmen des dritten Symposiums mit dem Titel „Eziden in der Diaspora – Migration und Integration mit neuen Herausforderungen“ wurden die Folgen der Migration aus der Sicht verschiedener Forschungsdisziplinen evaluiert. Während Prof. Dr. Sebastian Maisel sich noch vordergründig mit den amerikanisch-ezidischen Beziehungen auseinandersetzte, behandelten die übrigen Referenten in erster Linie die Frage der Identität von Migranten in der Diaspora. Prof. Dr. Thomas G. Schulze erläuterte dies anhand der in Nordamerika beheimateten Amish, die – wenn auch nicht ganz so strikt – in einer ähnlich geschlossenen Gesellschaftsstruktur leben wie die Eziden. PD Dr. Tagay und Herr Ibrahim Kus stellten ihrerseits erste Ergebnisse eines Forschungsprojektes vor, das sich mit der ezidischen Identität und den unterschiedlichen Facetten dieser Identität in der Diaspora beschäftigt. Erste Ergebnisse aus dem sog. Ezidischen Identitäts-Inventar (EZI) wurden vorgestellt. Herr Manfred Neumann ging auf die Migrationsgeschichte im Allgemeinen ein und Herr Kadim Uzunyayla erläuterte schließlich den Stand der Integration der Eziden in der Stadt Bielefeld.

 

 

 

Der zweite Konferenztag war geprägt von der politischen Lage der Eziden im Irak und in Syrien. Dr. Mirza Dinnayi, Dr. Azad Ahmed Ali, Dr. Said Shengali und Ido Baba Sheikh haben im Rahmen des vierten Symposiums auf die politische Gemengelage im Nordirak Bezug genommen und von ihren Eindrücken im Nordirak berichtet. Die Referenten FeremezXeribo sowie Herr Cergin Nebo haben im Panel II die aktuelle Lage der Eziden in Syrien thematisiert und dabei – ebenso wie Dr. Nikolaus Brauns – die geopolitischen Interessen der Akteure erläutert. Die Diskussionsrunden wurden hier besonders emotional geführt; den Diskutanten war die Sorge um ihre Landsleute und Glaubensbrüder und -schwestern regelrecht anzumerken. Hier wie auch im Panel I, in dessen Rahmen die Repräsentanten von führenden ezidischen Verbänden und Vereinen (Ali Atalan, Irfan Ortac, Dr. Ali Khalaf, Sile Akay, Holger Geisler und PD Dr. Sefik Tagay) ihre politische Arbeit seit dem 03.08.2014 erläuterten, wurde der Appell lautstark artikuliert, sich einträchtig und geschlossen in den Dienst der Religionsgemeinschaft zu stellen.

 

 

 

An die politische Situation im Nordirak anknüpfend widmete sich Frau Rauza Kurt im fünften Symposium der Lage der ezidischen Mädchen und Frauen, die im Nordirak Opfer (sexualisierter) Gewalt wurden und stellte ein von ihr initiiertes Projekt zur Unterstützung dieser Mädchen und Frauen vor. Frau Irina Wießner hielt ihrerseits einen holistischen Vortrag über den Stand der Integration der Eziden in Deutschland und brachte dabei auch die aus ihrer Sicht nach wie vor bestehenden Integrationsprobleme zur Sprache, ohne dabei die positive Entwicklung der Integration auszuklammern. Herr Hosheng Broka komplettierte die Runde schließlich mit einem religionsphilosophischen Ausflug zu den pantheistischen Elementen im Ezidentum.

 

 

 

Im letzten Schwerpunktblock, dem Panel III, widmeten sich die Herren Holger Geisler, Hayri Demir und Lokman Baris der „Rolle der ezidischen Medien in der Diaspora“. Die Referenten wiesen nicht nur auf die grundsätzliche Bedeutung der Medien im Zeitalter der Globalisierung hin, sondern nahmen Bezug auf die zahlreichen Medienanfragen aus dem In- und Ausland im Zuge der politischen Entwicklungen im Nordirak seit dem August 2014, die die Notwendigkeit einer verstärkten Medienarbeit der ezidischen Organisationen offen zu Tage gefördert haben.

 

 

 

Die Konferenz endete am Sonntagabend mit einer „kleinen“ zeitlichen Verzögerung.

 

 

 

Die 2. Internationale Konferenz der GEA wäre ohne die Hilfe einer Vielzahl von Menschen nicht möglich gewesen.

 

 

 

Unser Dank gilt daher den vielen helfenden Händen, die das Gelingen der Konferenz überhaupt erst ermöglicht haben, unseren Referenten, die durch ihre fundierten Vorträge zum Diskutieren und Nachdenken angeregt haben, der Stadt Bielefeld für ihre finanzielle, logistische und solidarische Unterstützung und der Gesellschaft für bedrohte Völker für ihre logistische Hilfe.

 

 

 

Damit die wertvollen Vorträge und Ergebnisse der Konferenz nicht verloren gehen, sondern zu weiterem wissenschaftlichen Austausch anregen, wird im kommenden Jahr ein Konferenzband veröffentlicht werden, in dem alle Beiträge der Konferenz in schriftlicher Form festgehalten werden. Somit wird allen, die auf der Konferenz nicht anwesend waren, die Möglichkeit gegeben, die Vorträge der Referenten nachzuvollziehen und sich auf Grundlage des aktuellen Forschungsstandes über das Ezidentum und die ezidische Religion mit den Besuchern der Konferenz über gegenwärtig bedeutsame Fragen, Entwicklungen und Themen auszutauschen. Aber auch diejenigen, die die Konferenz besuchen konnten, bekommen so die Gelegenheit, sich noch einmal gezielt und gründlich mit den Thesen der Referenten auseinanderzusetzen.

 

 

 

Trotz des Erfolgs der Konferenz bleibt noch vieles zu tun! Die ezidische Religionsgemeinschaft steht vor der Mammutaufgabe, sich angesichts ihrer existentiellen Bedrohung nicht nur um ihre Angehörigen in den Siedlungsgebieten in Kurdistan zu kümmern, ihnen jede erdenkliche Hilfe zukommen zu lassen, sondern gerade auch hier in der Diaspora gesellschaftspolitisch aktiv zu sein, aufzuklären und die Wissenschaft zu beleben.

 

 

 

Was ist zu tun?

 

 

 

Einzelne Referenten haben uns durch ihre historischen Exkurse in die Geschichte der ezidischen Religionsgemeinschaft plastisch vor Augen geführt, dass das Ezidentum seit vielen hundert Jahren mit Schlägen und Rückschlägen konfrontiert ist. Es hat gleichwohl den zahlreichen Verfolgungen und Vernichtungsfeldzügen getrotzt, weil es vor allem von Hoffnung und Nächstenliebe, vom Glauben an das Gute im Menschen und einer ehrfürchtigen Naturverbundenheit geprägt ist. Ohne diese Grundhaltungen und moralischen Wertmaßstäbe wäre das Ezidentum mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit untergegangen und heute nur noch eine Fußnote der Geschichte. Damit dies auch in Zukunft nicht geschieht, ist es von essentieller Bedeutung, dass die Eziden sich ihrer Geschichte bewusst werden. Wir wünschen uns daher selbstbewusste und sich ihrer selbst bewusste Eziden, die in Freiheit für die Gemeinschaft ihr Potential entfalten und auf Grundlage ihrer ezidischen Identität Gutes tun in der Welt. In diesem Sinne werben wir nachhaltig für ein freies ezidisches Bewusstsein, damit wir unseren Kindern und Kindeskindern eine Perspektive geben, die es ihnen erlaubt, den Lebensalltag auf der Basis von Freiheit, Mut, Verantwortung und Respekt anderen gegenüber zu bestreiten.

 

 

 

Die politischen Ereignisse der letzten Monate im Nordirak haben die traurige Gewissheit zu Tage gefördert, dass die Geschichte der Verfolgung der Eziden auch im 21. Jahrhundert nicht beendet ist und auch in Zukunft zu Migrationswellen führen wird, die sich nachhaltig auf die Religion, die ezidische Identität, die religiösen Praktiken und auch das religiöse Selbstverständnis der Gemeinschaft auswirken werden. Aufgrund der Folgen von Vernichtung, Verfolgung und Vertreibung ist es das oberste Gebot der Stunde, uns für die vielen Flüchtlinge, gleich welcher Ethnie oder Religionszugehörigkeit sie angehören mögen, zu engagieren und uns für die Wahrung und Durchsetzung von Menschen- und Minderheitenrechte einzusetzen. Gerade jetzt gilt es, aktiv und selbstbestimmt für Humanität, Frieden und Sicherheit, gegenseitiger Toleranz und Freiheit in der Welt einzustehen.

 

 

 

Dies gilt umso mehr, als die Weltöffentlichkeit erstmals in der Geschichte auf das Leid unserer Gemeinschaft aufmerksam wird, an unserer Trauer Anteil nimmt und den Einsatz für ein Leben in Freiheit und Sicherheit unterstützt. Deswegen ist es höchste Zeit, dass für Eziden und Christen im Nordirak eine Schutzzone errichtet wird, die langfristig in eine Autonomie überführt wird. Das ist der einzige Weg, um das Leben der religiösen und ethnischen Minderheiten im Nordirak zu beschützen und um das Jahrtausende alte kulturell-religiöse Erbe der Eziden und orientalischen Christen im Irak zu bewahren.

 

 

 

Um die gesellschaftspolitischen, religiös-kulturellen und wissenschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit gemeinsam anzugehen, lädt die GEA alle ezidischen Akademiker/innen und Studierenden ein, mit interessierten Intellektuellen, Forschern und Wissenschaftlern aus aller Welt zusammen an diesem Prozess aktiv teilzuhaben.

 

 

 

 

 

 

 

PD Dr. Sefik Tagay                                       Serhat Ortac

 

Vorsitzender der GEA                                   Koordinator der Symposien und Panels, GEA

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Reisebericht der GEA Delegation in Kurdistan vom 27.08.-06.09.14

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Völkermord an Eziden und Christen im Irak

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Pressemitteilung der Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen (GEA)

 

 

 

Völkermord an Eziden und Christen im Irak

 

 

 

Unsere schlimmsten Befürchtungen, die wir bereits am 20.06.2014 in unserer Presseerklärung formuliert hatten, sind gestern, dem 02.08.2014, leider wahr geworden: „Wir sind in größter Sorge, dass gegen die ezidische Glaubensgemeinschaft und christlichen Minderheiten im Gebiet Shingal ein Vernichtungsangriff bevorsteht.“

 

 

 

Die Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen (GEA) ist über die Gräueltaten der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) zutiefst bestürzt. Hunderttausende Eziden und Christen, aber auch Schiiten, sind im Irak auf der Flucht vor dem Terror der IS. Der Vormarsch der Terrorgruppe Islamischer Staat hat nach Angaben der Vereinten Nationen eine große Fluchtbewegung  ausgelöst. Mehr als 200 000 Menschen sind auf der Flucht. Und die Weltöffentlichkeit schaut weiterhin tatenlos zu.

 

 

 

Die Lage der Flüchtlinge in Sindjar / Shingal (Nordirak) ist katastrophal. Die Terrorgruppe IS hat die Herrschaft über die Stadt Sindjar, weiteren Städten und in mehreren Dörfern übernommen. Die Terrorgruppe betrachtet die Eziden als „Ungläubige“ und gehören nach deren Ansicht ohne wenn und aber ausgerottet.

 

 

 

Die jetzt erfolgte Einnahme der nordirakischen Stadt Sindjar durch die Kämpfer der IS bedeutet insbesondere für die dort lebenden ezidischen Kurden höchste Lebensgefahr. Ein weiterer Völkermord an den Eziden ist im Gange. Bedeutende ezidische Heiligtümer und Stätten wurden von den Terroristen bereits zerstört. Die Flüchtlinge brauchen dringend Nahrungsmittel, Wasser und Medikamente. Die Weltöffentlichkeit muss endlich handeln und diesen Terror stoppen!

 

 

 

Die Eziden sind von der Volkszugehörigkeit her Kurden und Angehörige einer monotheistischen Religionsgemeinschaft, deren Geschichte mehr als 4000 Jahre zurückreicht. Mit 700.000 Eziden lebt im Irak ein Großteil der weltweit knapp eine Million Eziden, deren Existenz durch die jüngsten Entwicklungen nun extrem stark bedroht ist. Die Eziden sind bereits seit Jahrhunderten in Mesopotamien Verfolgungen und Vertreibungen ausgesetzt. Doch noch nie in ihrer Geschichte waren die Eziden so stark bedroht wie jetzt im Nordirak, dem Entstehungsort ihrer Religion und dem wichtigsten ezidischen Siedlungsgebiet. In Shingal leben ca. 500.000 Eziden, also ein Großteil der im Irak lebenden Eziden. Shingal liegt inmitten der Versorgungslinie der IS von Mosul zur syrischen Grenze.

 

 

 

Es ist höchste Zeit, so schnell wie nur möglich Sicherheits- und Schutzmaßnahmen zu treffen:

 

 

 

  • Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, Sofortmaßnahmen zum besseren Schutz der Bevölkerung und der religiösen Minderheiten im Irak zu treffen.

  • Wir appellieren an die internationale Weltgemeinschaft, gemeinsam gegen die Djihadisten aktiv vorzugehen.

  • Wir appellieren an Menschenrechtsorganisationen und die demokratische Öffentlichkeit, derartige Ereignisse nicht hinzunehmen.

  • Wir appellieren an die deutsche Regierung, den Schutzbedarf ezidischer Flüchtlinge aus dem Irak und Syrien großzügig anzuerkennen.

  • Wir appellieren für ein friedliches, tolerantes und solidarisches Zusammenleben aller Völker und Religionsgemeinschaften im Irak.

 

 

 

 

 

Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen (GEA)

 

 

 

Essen, den 03.08.2014

 

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Die Existenz der Eziden im Irak in höchster Gefahr

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Pressemitteilung

 

Die Existenz der Eziden im Irak in höchster Gefahr

 

 

 

Die Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen (GEA) ist über die Gräueltaten der Terrororganisation „Islamischer Staat im Irak und Syrien“ (ISIS) zutiefst bestürzt. Mit hoher Geschwindigkeit übernehmen die Djihadisten der ISIS Städte und weite Landstriche im Irak, mit dem Ziel, ein Kalifat zu bilden. Wo die Islamisten die Macht haben, errichten sie ein Schreckensregime: Mit Massenhinrichtungen, Vergewaltigungen und Vertreibungen verbreiten die ISIS-Djihadisten im Irak unter der Bevölkerung Angst und Schrecken. Hunderttausende Menschen, religiöse Minderheiten wie Christen und Eziden, aber auch Schiiten, sind im Irak auf der Flucht vor dem Terror der ISIS.

 

 

 

Mit der kürzlich erfolgten Einnahme der Großstadt Mossul durch die ISIS begann dieses große Flüchtlingsdrama. Unter den Flüchtlingen befinden sich Tausende Eziden und andere religiöse Minderheiten, wie die Assyrer, Shabak, Aramäer und Chaldäer. Die irakische Regierung hat es bislang sträflich versäumt, die religiösen Minderheiten ausreichend zu schützen. Wir müssen mit Bedauern feststellen, dass die irakische Armee dem Vorgehen der ISIS offensichtlich nicht gewachsen ist oder ihre Führung wenig Interesse daran hat, die Islamisten zu stoppen. Insbesondere die Einnahme der Großstadt Mossul und die an den Tag gelegten Praktiken der ISIS-Organisation zeigen, wie brutal und menschenverachtend diese Terroristen sein können.

 

 

 

Die jetzt erfolgte Einnahme der nordirakischen Stadt Mossul durch die Kämpfer der ISIS bedeutet insbesondere für die dort lebenden ezidischen Kurden höchste Lebensgefahr, denn für die islamistischen Djihadisten sind die Eziden „Ungläubige“ und gehören nach deren Ansicht ohne wenn und aber ausgerottet. Die Eziden sind von der Volkszugehörigkeit her Kurden und Angehörige einer monotheistischen Religionsgemeinschaft, deren Geschichte mehr als 4000 Jahre zurückreicht. Mit 700.000 Eziden lebt im Irak ein Großteil der weltweit knapp eine Million Eziden, deren Existenz durch die jüngsten Entwicklungen nun stark bedroht ist. Die Eziden sind bereits seit Jahrhunderten in Mesopotamien Verfolgungen und Vertreibungen ausgesetzt. Doch noch nie in ihrer Geschichte waren die Eziden so stark bedroht wie jetzt im Nordirak, dem Entstehungsort ihrer Religion und dem wichtigsten ezidischen Siedlungsgebiet.

 

 

 

Bedeutende ezidische Heiligtümer und Stätten wurden von den Terroristen bereits zerstört. Und es besteht die Gefahr, dass auch das 60 km nördlich von Mossul gelegene Zentrum der Eziden, Lalish, in nächster Zeit angegriffen wird. Dessen Zerstörung wäre bei einem Vordringen der ISIS nicht zu verhindern. Außerdem ist das Gebiet Shingal (im irakisch-syrischen Grenzgebiet der Provinz Nineweh)akut bedroht. Wir sind in größter Sorge, dass gegen die ezidische Glaubensgemeinschaft und christlichen Minderheiten im Gebiet Shingal ein Vernichtungsangriff bevorsteht. Islamistische Terroristen verübten auch schon am 14.08.2007 zwei schreckliche Bombenanschläge auf die Eziden in der Shengal-Region, bei denen über 500 Eziden getötet und Tausende verwundet wurden. In Shingal leben ca. 500.000 Eziden, also ein Großteil der im Irak lebenden Eziden. Shingal liegt inmitten der Versorgungslinie der ISIS von Mossul zur syrischen Grenze. Nach aktuellen Medienberichten konnten zuletzt kurdische und irakische Truppen den Vormarsch der ISIS gebietsweise vorerst stoppen. Ob die kurdische Armee der Autonomen Region Kurdistan in der Lage ist, auf Dauer den Shingal zu schützen, lässt sich aktuell nur schwer einschätzen.

 

 

 

In der Bundesrepublik Deutschland leben ca. 100.000 Eziden, viele bereits in zweiter und dritter Generation. Die meisten von ihnen haben Angehörige in der im Irak bedrohten Region und sind in größter Sorge um ihre Familien und Freunde. Von unseren ezidischen Brüdern und Schwestern aus dem nordirakischen Gebiet Shingal werden wir ständig darum gebeten, deren Stimmen und Hilferufe der Weltöffentlichkeit, den nationalen und internationalen Institutionen zu übermitteln.

 

 

 

Dass unsere Sorgen begründet und Hilferufe notwendig sind, zeigt auch die Beantwortung der Bundesregierung auf eine aktuelle Kleine Anfrage („Situation von Angehörigen der ezidischen Religionsgemeinschaft“, Drs. 18-1541) vom 10. Juni 2014, initiiert von der innenpolitischen Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Ulla Jelpke. Aus der Antwort der Bundesregierung geht hervor, dass die Situation der Eziden besonders in Syrien und im Irak dramatisch ist. Umso wichtiger ist es, so schnell wie nur möglich Sicherheits- und Schutzmaßnahmen zu treffen:

 

 

 

  • Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, Sofortmaßnahmen zum besseren Schutz der Bevölkerung und der religiösen Minderheiten im Irak zu treffen.

  • Wir fordern, dass die Eziden im Irak rechtlich und regional endlich einen anerkannten Status bekommen.

  • Wir appellieren an die internationale Weltgemeinschaft, gemeinsam gegen die Djihadisten aktiv vorzugehen.

  • Wir appellieren an Menschenrechtsorganisationen und die demokratische Öffentlichkeit, derartige Ereignisse nicht hinzunehmen.

  • Wir appellieren an die deutsche Regierung, den Schutzbedarf ezidischer Flüchtlinge aus dem Irak und Syrien großzügig anzuerkennen.

  • Wir appellieren für ein friedliches, tolerantes und solidarisches Zusammenleben aller Völker und Religionsgemeinschaften im Irak.

 

 

 

 

 

Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen (GEA)

 

 

 

Essen, den 20.06.2014

 

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Pressemitteilung der ezidische Gemeinden und Vereine

Yeziden und andere Religionsgemeinschaften in Syrien und im Irak im tödlichen Fokus der Terrororganisation ISIS

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Kleine Anfrage: Situation der Eziden

Kleine Anfrage: Situation der Eziden

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Terroranschläge auf Eziden in Shingal

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Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen (GEA)                          Essen, den 12.05.2014

 

 

 

Pressemitteilung zu den Terroranschlägen an Eziden in Shingal (Rabia, Nordirak)

 

am 02.05.2014 und am 08.05.2014

 

 

 

Die Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen (GEA) bringt ihre tiefe Erschütterung über die jüngste Serie von Terroranschlägen an Eziden in Shingal (Rabia) zum Ausdruck. Innerhalb von 6 Tagen wurden zwei brutale Terroranschläge auf Eziden im Nordirak verübt. Letztes Jahr, ebenfalls im Mai, wurden innerhalb von 10 Tagen 14 Eziden in Bagdad durch islamistische Terroristen getötet. Die GEA ist zutiefst bestürzt und verurteilt die Terroranschläge auf Eziden und ihre Einrichtungen aufs Schärfste. Einmal mehr wird deutlich, dass die Eziden im Irak dem Terror der radikalen Islamisten schutzlos ausgeliefert sind. Mehrere Tausend Eziden sind aus Furcht vor weiteren Übergriffen aus der Region Rabia ins Landesinnere geflüchtet. Der irakische Staat darf nicht weiter untätig bleiben. Bei den Tätern handelt es sich um extremistische Islamisten der ISIS Gruppe, die in der Vergangenheit mehrfach brutale Terroranschläge an Eziden und Christen verübt hat.

 

 

 

„Wir sind fassungslos und trauern um die 6 ermordeten Eziden. Ihren Familien und Angehörigen gilt unsere tiefe Anteilnahme und unser Beileid. Einmal mehr sehen wir, dass Eziden im Irak allein gelassen werden. Tausende Eziden sind wieder auf der Flucht. Sie sind den fanatischen Islamisten schutzlos ausgeliefert. Wir fordern endlich einen besseren Schutz der Eziden im Irak", so der Vorsitzende der GEA, PD Dr. Sefik Tagay, zutiefst betroffen über die jüngsten Terroranschläge.

 

 

 

Die mörderischen Anschläge beweisen erneut, dass Eziden im Irak den extremistischen Islamisten jeden Tag schutzlos ausgeliefert sind. Der irakische Staat steht in der Pflicht und Verantwortung, Eziden besser zu schützen. Die GEA begrüßt die Entscheidung des Ministerpräsidenten der Autonomen Region Kurdistan, Neçirvan Barzani, mehrere Hundert Peshmerga in die Region Shingal zu schicken, um einen besseren Schutz für die Eziden zu gewährleisten. Diese Entscheidung ist nicht zuletzt auch der Initiative der ezidischen Parlamentariern, Vyan Dhakil, zu verdanken, die mit einer ezidischen Delegation mit Nachdruck einen besseren Schutz der Eziden gefordert hatte.

 

 

 

Die Eziden sind seit Jahrhunderten Verfolgungen und Vertreibungen ausgesetzt. Die Existenz der weltweit knapp eine Million Eziden ist ebenso stark bedroht wie die Existenz des Ezidentums selbst, dessen Geschichte mehr als 4000 Jahre zurückreicht. Mit größter Sorge beobachtet die GEA die sich seit Jahren verschlechternde Situation der Eziden im Irak. Die größte Gefahr geht hierbei von fanatischen Islamisten aus, deren Repressalien die Eziden ohne jeden Schutz ausgesetzt sind. Im Irak aber auch in der Autonomen Region Kurdistan kommt es tagtäglich zu gewalttätigen Übergriffen gegen Eziden.

 

 

 

Die irakische Regierung hat es bislang sträflich versäumt, die Eziden ausreichend zu schützen. Eziden sind den radikalen Islamisten seit Jahren wehrlos ausgesetzt. Staatliche Einrichtungen sollten die religiöse Vielfalt als ein bestehendes Faktum nicht nur akzeptieren, sondern auch pflegen und fördern. Ebenso sollten sie bestrebt sein, Minderheitenrechte zu schützen, um den inneren Frieden, aber auch Freiheit, Toleranz und Solidarität zwischen verschiedenen Religionsgemeinschaften und Ethnien herzustellen. Die GEA ruft alle politischen Kräfte im Irak und in der Autonomen Region Kurdistan zur Zusammenarbeit und zum Dialog auf, um die Eziden sowie alle anderen religiösen Minderheitengruppen besser zu schützen.

 

99. Gedenktag für die Opfer des Völkermords

 

PD Dr. Sefik Tagay,

 

Vorsitzender der Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen (GEA) e.V.

 

 

 

Grußwort zum 99. Gedenktag für die Opfer des Völkermordes an den Armeniern (Bochum, 26.04.14)

 

 

 

Verehrte Damen und Herren,

 

liebe Freunde,

 

durch den modernen Nationalismus hat es im 20. Jahrhundert so viele Genozide und Verbrechen gegen die Menschheit gegeben wie in keiner anderen Zeit der Menschheitsgeschichte.

 

Der Holocaust, der Plan der totalen Vernichtung des gesamten jüdischen Volkes durch die Nationalsozialisten, hat gezeigt, wie vernichtend und menschenverachtend der moderne totalitäre Nationalismus ist. Besonders die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war eine Zeit des Schreckens und des Verbrechens gegen die Menschheit, die in der systematischen Vernichtung von Völkern während der beiden Weltkriege gipfelte. Ich möchte nur kurz einige der zahlreichen Genozide aufführen, die in Mesopotamien erfolgten:

 

Am 19. Mai 1919

 

begann für die griechisch-orthodoxe Bevölkerung die dritte und abschließende Phase ihrer Vernichtung und dauerhaften Vertreibung aus der Schwarzmeerregion (Pontos) und dem übrigen Kleinasien im Osmanischen Reich.

 

Vom 7.-11. August 1933

 

fand in der nordirakischen Kleinstadt Simele das Massaker an Assyrern, Aramäern und Eziden durch irakische Regierungstruppen statt. Simele steht als Inbegriff für den Genozid an aramäischsprachigen Christen und Eziden, der bereits 1914 in den nordirakischen Bezirken Dohuk und Mossul seinen Anfang nahm.

 

 

 

Am 4. Mai 1937

 

begann mit der Festnahme der spirituellen Elite die Vernichtung der Alewiten in Dersim durch die türkische Regierung.

 

 

 

Am 24. April 1915

 

begann mit der Massenfestnahme von Armeniern in der Hauptstadt Konstantinopel der Genozid am ältesten christlichen Volk dieser Erde. Binnen dreier Tage wurden hunderte Intellektuelle wie Lehrer, Dichter und Schriftsteller, Journalisten, Parlamentsabgeordnete, Geistliche und Unternehmer festgenommen, in das Landesinnere deportiert und schließlich hingerichtet. Todesmärsche und massenhaftes Morden folgten in den anschließenden Jahren.

 

Es ist eines der dunkelsten Kapitel des Ersten Weltkrieges und eine der größten Katastrophen in der Menschheitsgeschichte: „Aghet“, der Begriff, den Armenier für die „große Katastrophe“ verwenden. Aramäisch-assyrische und griechische Christen und Eziden waren zusammen mit den Armeniern Opfer dieser schrecklichen Geschehnisse.

 

Wie Sie wissen, haben sich Christen und Eziden in dieser schrecklichen Zeit der Genozide immer gegenseitig unterstützt und geholfen. Eziden versteckten verfolgte Armenier in ihren Häusern und nahmen besonders in ihrem Ballungszentrum im Nordirak, Shingal (Sindschar), viele tausend christliche Flüchtlinge bei sich auf. Tausende Eziden wurden während der Genozide in Mesopotamien massakriert und flüchteten entweder nach Shingal oder zusammen mit den Christen in die Nachbarländer, insbesondere nach Georgien und Armenien. Trotz dieser Unterstützung ist das Ezidentum, eine der ältesten Religionen der Welt, heute existentiell bedroht und in vielen Ländern noch immer Ziel religiöser Verfolgung.

 

Gedenken ist ein wesentlicher Prozess für die Hinterbliebenen und für die Erben des Vermächtnisses des Genozids. Es ist ein Prozess, um dem unfassbaren Schrecken und dem großen Verlust einen Sinn abzugewinnen. Die Erinnerung hilft zu trauern. Die Erinnerung hilft auch, die eigene Identität zu schärfen und Leiden zu verarbeiten.

 

Deshalb ist es dringend notwendig, die Erinnerung an vergangenes, heute bei vielen Außenstehenden vergessenes, Unrecht und Leid lebendig zu erhalten; durch Gedenktage, durch Veranstaltungen wie die heutige. Ich spreche heute zu Ihnen als Vorsitzender der Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen (GEA) und befürworte und unterstütze ausdrücklich eine offene und vorurteilslose Erörterung dieser schrecklichen Geschehnisse, in der Hoffnung, dass endlich alle Länder dieser Erde den Völkermord an den Armeniern aussprechen und anerkennen!

 

Die Aufarbeitung der vielen Menschheitsverbrechen ist nicht nur eine Sache zwischen den Opfern und Tätern, sondern eine Angelegenheit, die die gesamte Menschheit betrifft. Denn auch nach dem Völkermord an den Armeniern sind bis heute viele weitere Millionen Menschen schrecklichen Verbrechen dieser Art zum Opfer gefallen und leider wird der gezielte Mord an bestimmten Gruppen und Kollektiven auch zur Gegenwart und Zukunft gehören. Leugnen und Schweigen sind der Grund für diese zu befürchtende Prognose, da ein solches Verhalten Menschen nicht zusammenbringt, jedoch immer größeres Misstrauen sät und in gegenseitigem Hass endende Ablehnung fördert. Leugnen und Schweigen verbergen das Gesicht nicht vor der Wahrheit, sondern behindern ein friedliches Miteinander.

 

 

 

Wir plädieren dafür, in jedem Land dieser Erde Genozid-Gedenkstätten und Genozid-Denkmäler errichten zu lassen. Sie gehören zum Weltwissen und sollten fest im Menschheitsgedächtnis etabliert werden. Nur so können wir Weltoffenheit, Mitgefühl, Liebe und damit ein Miteinander fördern. Diese Genozide an der Menschheit sollten in alle Geschichtsbücher aufgenommen werden, damit sie eine ständige Mahnung für die nachfolgenden Generationen darstellen. Erinnerung ist notwendig!

 

Den vielen Millionen Opfern nicht zu gedenken, beschädigt das geschichtliche Gedächtnis der Menschheit überhaupt. Schweigen und gar Verleugnen sind keine Grundlage für Frieden und Freiheit, für Vergebung und Versöhnung.

 

Die Zeit heilt nicht alle Wunden, erst recht nicht, wenn Verantwortung nicht übernommen, Schuld abgestritten und die Tatsache des Genozids gar nicht erst anerkannt wird. Die Vergegenwärtigung der Verbrechen der Vergangenheit kann uns helfen, den Wunden der Gegenwart besser zu begegnen. Dann erst kann der Prozess der Versöhnung und Vergebung beginnen.

 

Es ist erfreulich zu sehen, dass in der Türkei die Bereitschaft wächst, sich kritisch mit der eigenen Geschichte zu beschäftigen und mit der Politik der Verleugnung zu brechen. Das ist ein Anfang. Das ist ein gutes Zeichen!

 

Der Versöhnungsprozess zwischen Deutschen und Juden ist ein gutes Beispiel, wie es gelingen kann, das destruktive Gegeneinander durch einen Prozess des Miteinanders zu ersetzen. Seit einigen Jahren gibt es erste Ansätze für einen Dialog zwischen dem armenischen Volk und dem türkischen Volk. Wir begrüßen diesen Prozess der Versöhnung zwischen beiden Völkern.

 

Die Gefahr der Missachtung menschlicher Würde und der grausamen Verletzung von Menschenrechten ist immer und überall auf der Welt gegeben. Wir Menschen dürfen uns niemals zurücklehnen und die naive Haltung einnehmen, dass der Weltfrieden und die Freiheit eines jeden Menschen gesichert sind. Nein, wir müssen wachsam die Menschenrechte aller, unabhängig von Volkszugehörigkeit und Religion, schützen und würdigen; immer und überall auf der Welt.

 

In diesen Tagen, in denen negative Bilder, Vorurteile, und menschenverachtendes Gedankengut das Denken und Verhalten extremer Gruppierungen bestimmen, stehen wir wieder am Rande eines Krieges. Der fanatische Nationalismus ist wieder im Kommen. Mit Sorge beobachten wir die Unruhen in der Ukraine. Wir müssen alles dafür tun, wachsam zu bleiben, um menschenverachtendes Gedankengut und Diskriminierung von religiösen Gruppierungen, Minderheitengruppen und Ethnien zu erkennen und dagegen vorzugehen. Die Gefahren eines Krieges in Europa sind real wie lange nicht mehr.

 

Liebe armenische Brüder und Schwestern, wir teilen mit Euch den großen Schmerz mit den Angehörigen und Nachkommen der Opfer. Wir teilen mit Euch Trauer und Betroffenheit und wünschen Euch Gottes und Tausi Meleks Segen und Kraft. Mit unserer Solidarität könnt Ihr jederzeit und überall rechnen.

 

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

 

 

 

 

 

 

 

PD Dr. Sefik Tagay

 

Vorsitzender der Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen (GEA)

 

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Brief an Bundespräsident Dr. Gauck

Betreff: Frau Sabria Khalaf,  mit 107 Jahren auf der Flucht in die Freiheit

 

Sehr geehrter Herr Bundespräsident Dr. Gauck, 

 

im Namen der Gesellschaft Ezidischer AkademikerInnen (GEA) möchte ich Ihnen von ganzem Herzen dafür danken, dass Sie sich zusammen mit der Bundestagsabgeordneten Frau Annette Groth mit tiefer Leidenschaft für die Ezidin, Frau Sabria Khalaf aus Syrien, eingesetzt haben. Durch Ihre Wärme und Liebe wurde damit ihr und ihrem Sohn eine Einreise nach Deutschland im Sinne der Familienzusammenführung ermöglicht. Frau Khalaf hat als betagte Dame mit ihren 107 Jahren eine schreckliche Fluchtgeschichte hinter sich. Dank Ihres großen Engagements lebt Frau Khalaf jetzt in Sicherheit bei ihrer Familie in Deutschland, endlich in Freiheit und in Würde.

 

Genau so wie Frau Khalaf sind viele andere Eziden, insbesondere in Syrien, einer doppelten Verfolgung ausgesetzt, einmal aufgrund ihrer Religion und zum anderen aufgrund ihrer kurdischen Volkszugehörigkeit. Die Existenz der weltweit knapp eine Million Eziden ist ebenso stark bedroht wie die Existenz des Ezidentums selbst, dessen Geschichte mehr als 4000 Jahre zurückreicht. Hier in Deutschland leben rund 100.000 Eziden, die aus allen Teilen Kurdistans sowie aus der ehemaligen Sowjetunion stammen. Sie durchlaufen einen vielschichtigen Transformationsprozess und stehen vor großen gesellschaftlichen Herausforderungen.

 

Wir empfinden tiefsten Respekt und große Dankbarkeit Ihnen gegenüber, Herr Bundespräsident. Ihr tägliches Engagement für Menschenrechte, Freiheit, Frieden und Demokratie erreicht die Herzen vieler Menschen in Deutschland und in aller Welt. Danke!

 

Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen, sehr geehrter Herr Bundespräsident Dr. Gauck, Gottes Segen.

 

Mit freundlichen Grüßen

PD Dr. Sefik Tagay

Vorsitzender der GEA

 

GEA Jahresrückblick 2013